Ombudsfall: die «Tagesschau» über Strassenschwerverkehr

Der Schweizerischer Nutzfahrzeugverband ASTAG beanstandete einen Beitrag der «Tagesschau» zu mangelhaften Lastwagen sowie die SRF-Berichterstattung über den Strassenschwerverkehr im Allgemeinen. Eine von Ombudsmann Roger Blum iniziierte Aussprache zwischen SRF und ASTAG führte zu einer Annäherung.

Ausgangspunkt des beanstandeten Beitrags «Mängel bei jedem dritten Lastwagen» in der Tagesschau vom 28. März 2019 war eine Medienmitteilung des Bundesamts für Straßen (ASTRA), die über Kontrollen bei Schwerverkehrsfahrzeugen informierte. Exemplarisch für die grundsätzlich als negativ empfundene Berichterstattung von SRF über den Strassenschwerverkehr beanstandete ASTAG den Beitrag, der nach Meinung des Verbandes ein unzutreffendes Bild des Schweizer Strassentransports vermittelt habe.

Video mit exemplarischer Funktion

Die Beanstandung richtet sich vor allem gegen die Einstiegssequenz, in der ein fahrender Lastwagen mit kaputter Achse gezeigt wird. Im spezifischen Video ging es laut ASTAG um einen Unfall, bei dem der Zustand des Fahrzeugs keine Rolle gespielt hatte. Franz Lustenberger, ehemaliger stellvertretender Redaktionsleiter der «Tagesschau» bestreitet das in der Stellungnahme der Redaktion nicht. Er weist jedoch darauf hin, dass das Video eine exemplarische Funktion gehabt habe. Es zeigt, dass Vorfälle mit Lastwagen für alle Verkehrsteilnehmenden eine grosse Gefahr darstellen. Weiter betont er, dass zum Zeitpunkt der Ausstrahlung die Unfallursache des damals aktuellen Videos noch nicht geklärt gewesen sei.

Auch Ombudsmann Roger Blum ist der Meinung, dass es nötig war, ein Video eines gefährlich zirkulierenden Fahrzeugs zu zeigen, weil ein Bildmedium nur so abstrakte Informationen veranschaulichen kann. Ausserdem wurde der Firmenname auf dem Fahrzeug unkenntlich gemacht, so dass niemand ohne Gegenwehr an den Pranger gestellt wurde. Auch kann SRF selber entscheiden, wer befragt wird und wer nicht – die Programmautonomie hält dies klar fest. Dass SRF den Nutzfahrverband in diesem Beitrag nicht hat zu Wort kommen lassen, hält Blum jedoch für «unschön». Die Kontrolle der Fahrzeuge und der Betriebe ist nachweislich ein Thema, dass ASTAG direkt betrifft.

Rügen ohne Beanstandung

Der «Tagesschau» unterlief jedoch ein Fehler, der von ASTAG gar nicht beanstandet worden war. Roger Blum rechnet vor, dass nicht jeder dritte, sondern eher jeder vierte Lastwagen in den Kontrollen Mängel aufwies. Der Ombudsmann rügte diesen Rechenfehler.

Sinnvolle Aussprache

Am 25. Juni 2019 fand unter der Leitung des Ombudsmannes eine Aussprache zwischen SRF und ASTAG statt. Neben der Diskussion über den «Tagesschau»-Beitrag ging es auch um die langfristigen gegenseitigen Beziehungen. Es stellte sich heraus, dass das gegenseitige Wissen übereinander verbesserungswürdig war. Die jeweiligen Ansprechpersonen waren unklar. Die Grundhaltung war auf beiden Seiten verständnisvoll und konstruktiv. Es ist klar geworden, dass die ASTAG im Transportgewerbe und in der Verkehrspolitik eine wichtige Rolle spielt und als Ermöglicher, nicht als Verhinderer wahrgenommen werden will. Und es ist klar geworden, dass die verschiedenen Redaktionen von SRF nicht mit vorgefassten Meinungen an die Themen herangehen, sondern mit neugierigem Erkenntnisinteresse.

Zur Sendung «Tagesschau» vom vom 28. März 2019

Zum Schlussbericht 5924

Text: SRG.D/lh

Bild: Illustration Cleverclip

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