Ombudsfall: Israels Stimme fehlte
Gegen die Sendung «#SRFglobal Filmnacht» gingen zwei Beanstandungen ein. Die SRF-Berichterstattung zu Israel sei unausgewogen – Roger Blum kann die Beanstandungen teilweise unterstützen.
Die «#SRFglobal Filmnacht» präsentierte vier Spiel- und Dokumentarfilme. Sie behandelten alle die Versuche jugendlicher Hauptdarsteller, gesellschaftliche und politische Fesseln zu überwinden zugunsten ihrer persönlichen Freiheit. Vor den Filmen diskutierte Wasiliki Goutziomitros als Gesprächsleiterin jeweils die Lebensrealitäten der jungen Generation in den betroffenen Gebieten mit der ARD-Korrespondentin Natalie Amiri, dem Schweizer Filmemacher Samir, der Korrespondentin in Paris (zu ‘L’atelier’) sowie der Sonderkorrespondentin in Bir Nabala an der israelischen Schutzmauer in der Westbank (zu ‘Omar’).
Strenger Vorwurf
Die Beanstander bezogen sich in ihrer Kritik auf einen Artikel von Stefan Frank, der auf der Webseite der «Audiatur-Stiftung» erschienen ist. Die Organisation versteht sich nach eigener Aussage als konstruktive Stimme in der öffentlichen Debatte um Israel und den Nahostkonflikt. Sie konzentriert sich dabei auf die Schweiz und will im Interesse des Dialogs zu einer ausgewogenen Berichterstattung beitragen, indem sie zuverlässig recherchierte Informationen zur Verfügung stellt und fundiertes Wissen vermittelt.
Kritisiert wird unter anderem die Wahl des Studiogastes Samir, den Frank als «Israel-Boykott-Unterstützer» bezeichnet und dem er vorwarf, gemeinsame Filmproduktionen von Arabern und Juden als «Kolonisierung» zu bezeichnen.
Insgesamt ist jedoch seiner Meinung nach die ganze «#SRFglobal Filmnacht» unausgewogen. Insbesondere kritisiert er das Studiogespräch vor der Ausstrahlung des Filmdramas «Omar», in dem es um den Bau der sogenannten «Schutzmauern» ging. Hier sei eine antiisraelische Haltung vermittelt worden. Zudem sei während des ganzen Abends keine israelische oder zumindest «nicht antiisraelische» Stimme zu Wort gekommen.
Sicherheit und Diskriminierung
Daniel Blickenstorfer ist Produzent von «#SRFglobal» und nahm Stellung zur vorliegenden Beanstandung. Er vertritt die Position, dass in den kritisierten Beiträgen alle relevanten Perspektiven auf die Problematik sichtbar gemacht worden seien. Insbesondere ging es um den Bau israelischer Sperranlagen und die Auswirkung auf die palästinensische Bevölkerung. Blickenstorfer findet, dass sowohl das Sicherheitsbedürfnis der israelischen Bevölkerung, als auch die durch die Sperranlagen verursachten Erschwernisse im Alltag der Palästinenser*innen zur Geltung gekommen ist.
Teilweise Unterstützung
Gemäss Ombudsmann Roger Blum sprach nichts gegen den Experten Samir, der cineastischen Sachverstand in die Diskussion mitbrachte. Auch der thematische Fokus auf die Mauer, die sich quer durch die palästinensischen Gebiete windet, ist gemäss Ombudsmann plausibel. Denn das Bauwerk betrifft viele Menschen und ist grundsätzlich völkerrechtswidrig. Es ist verständlich, dass Israel alle Vorkehrungen trifft, um Terroranschläge zu verhindern, aber jede Massnahme, die auf Extremisten und Rebellen zielt, straft auch die Friedfertigen.
Blum unterstützt die Beanstandung jedoch teilweise. Seiner Meinung nach ist der Beitrag nicht grundsätzlich unausgewogen. Jedoch hätte bei der Bearbeitung dieses heiklen Themas eine israelische Stimme zum Zuge kommen müssen, damit sich das Publikum nach gleichgewichtigen Argumenten frei eine eigene Meinung bilden konnte.
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