«Einfach Politik» berichtete ausgeglichen
Aufgrund der Corona-Krise wurde in der Schweiz die grösste Mobilmachung seit dem Zweiten Weltkrieg durchgeführt. «Einfach Politik» berichtete darüber – zu einseitig, wie ein Beanstander findet. Die Ombudsstelle hat sich den Fall angeschaut.
Nach der grössten Mobilmachung seit dem Zweiten Weltkrieg fragte «Einfach Politik» in der Sendung vom 1. Mai 2020 nach den effektiven Leistungen der Armee. In der Sendung wird auf die Diskrepanz der Perspektiven hingewiesen. Ein interviewter Soldat ist der Meinung, die Armee hätte es nicht gebraucht. Anders sieht es die Armeeleitung, die zum Schluss kommt, der Einsatz sei gut gelaufen und der Auftrag des Bundesrates erfüllt worden.
Ein Beanstander beurteilte die Sendung nun als «tendenziös sowie sicherheitspolitisch und intellektuell schlecht recherchiert». Seiner Meinung nach suggeriere der Beitrag, dass sich die Armee selbst in Szene gesetzt und dabei den Zivildienst ausgegrenzt habe.
«Normales Handwerk»
Die Redaktion von «Einfach Politik» kommt in ihrer Stellungnahme zu einem anderen Schluss. Im Kern sei in der beanstandeten Ausgabe von «Einfach Politik» nichts anderes gemacht worden, als stellvertretend für das Publikum kritische Fragen zu stellen und den verantwortlichen Stabschef Raynald Droz Stellung nehmen zu lassen. Dies sei normales und sachgerechtes journalistisches Handwerk. Der befragte Soldat habe zudem seine persönliche Meinung geäussert – dies sei in der Sendung auch deutlich geworden. Neben ihm wurden jedoch noch weitere kritische Quellen zitiert. Damit sei auch klar geworden, dass die Kritik nicht die Haltung eines einzelnen Soldaten ist.
Pro und Kontra beleuchtet
Weiter weist die Redaktion darauf hin, dass auch Soldaten zu Wort gekommen seien, die den Einsatz rechtfertigten und aus ihrer Perspektive beschrieben, was sie tun und dass sie das richtig finden. Zudem habe die Moderation in der zweiten Hälfte des Podcasts die Position der Armee in drei Punkten explizit und verständlich zusammengefasst. Die Sendung sei also durchaus ausgewogen gewesen. Auch den Vorwurf, die Ausgabe von «Einfach Politik» sei schlecht recherchiert, weist die Redaktion von sich.
Eher positiv
Nach Wahrnehmung der Ombudsstelle wurde die Schweizer Armee im beanstandeten Podcast sogar in ein gutes Licht gerückt. Die Aussage, dass die erste Teilmobilmachung der Armee seit dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich verlaufen ist, werde im Bericht in keiner Weise negiert. Im Bericht sei zum Ausdruck gekommen, dass die Armee die zivilen Behörden sehr wohl unterstützen kann, wenn die Überlastung des zivilen Gesundheitswesens befürchtet wird.
«Armeejargon» und «Zivilistensprache»
Die Ombudsstelle erwähnt zudem einige Äusserungen von Ruth Wittwer, mit denen die Journalistin die Armee «etwas auf die Schippe genommen» habe. Sie verwendete leicht spöttisch die in der Armee verwendete Sprache, indem sie beispielsweise den Einsatz mit den Worten umschrieb, dass «die Armee in den Nahkampf gegangen sei». Nach Meinung der Ombudspersonen ist es jedoch durchaus legitim, sich dieser Sprache zu bedienen, wenn es einerseits um Mobilmachung geht und andererseits Stabschef Droz aufgrund seiner langen Dienstzeit die «Zivilistensprache» verlernt hat und nicht nur im Podcast sondern auch während seiner vielen Auftritte bei den «Point de presse» der Bundesverwaltung im Armeejargon sprach.
Die Ombudsstelle kommt zum Schluss, die Beanstandung nicht unterstützen zu können.
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