Ombudsstelle unterstützt «Quotenmänner»-Beanstandungen teilweise

Im SRF Satire-Podcast «Quotenmänner» wurde unter anderem über Novak Djokovic gesprochen. Dabei wurden Vergleiche zwischen dem Tennisstar und Kriegsverbrechen sowie der Corona-Pandemie gemacht. Infolgedessen gingen bei der Ombudsstelle knapp 30 Beanstandungen ein.

Im Podcast «Quotenmänner» diskutiert SRF 3-Moderator und Comedian Stefan Büsser mit den beiden Comedy-Autoren Michael Schweizer und Aron Herz in satirischer Form die Schweiz, die Welt und das Leben. Dabei liegt der Fokus stets auf den Ereignissen der vorangehenden Wochen.

Djokovic in der Kritik

In der Sendung vom 1. Juli 2020 ging es unter anderem um die Adria-Tour, ein Tennisturnier, organisiert von Novak Djokovic während der Pandemie. An dieser Veranstaltung infizierte sich Djokovic selbst sowie eine Reihe anderer Tennisspieler mit dem Coronavirus, was teils für heftige Kritik sorgte. Im Podcast wurde die Frage aufgeworfen, ob sich Novak Djokovic für seine Fahrlässigkeit entschuldigen würde. Dabei wurde die Aussage gemacht, dass sich ranghohe Serben in der Regel erst in Den Haag vor dem Gerichtshof (gemeint ist der Internationale Strafgerichtshof) entschuldigen würden. Dies ist eine Anspielung auf die Gerichtsverfahren, die aufgrund schwerer Verbrechen während der Jugoslawienkriege seit 1991 durchgeführt wurden.

Im Zusammenhang mit den Vorfällen auf der Adria-Tour, dessen Aushängeschild Djokovic gewesen ist, wurde er im Podcast als «Arschloch» bezeichnet. Aus Sicht der Podcast-Macher ist es fahrlässig gewesen, während dieses globalen Ausnahmezustandes ein Tennisturnier durchzuführen.

Weiter wurde aus dem Namen des Sportlers Novak Djokovic das Halbanagramm «Nova Covid» gebildet, womit – in Anspielung auf die gegenwärtig grassierenden Verschwörungstheorien – satirisch suggeriert wurde, dass der Tennisspieler für die Pandemie verantwortlich wäre.

Online-Entschuldigung

Bereits kurz nach der Veröffentlichung des Podcasts sorgte der Teil über Novak Djokovic für empörte Reaktionen und veranlasste das Autorenteam drei Tage nach dem Erscheinen der «Quotenmänner»-Folge, ein Online-Statement zu verfassen. Darin entschuldigen sie sich für den Vergleich zwischen Djokovic und Kriegsverbrechern und betonten, dass ihre Kritik sich gegen den Sportler im Zusammenhang mit der Adria-Tour und nicht gegen alle Serben richte.

Dennoch gingen bei der Ombudsstelle insgesamt knapp 30 Beanstandungen ein, in denen der Sendung mehrfach Rassismus vorgeworfen wurde. Der Leiter der Comedy-Redaktion von SRF 3 hatte den Podcast persönlich abgenommen und im Namen der Redaktion eine Stellungnahme verfasst. Aus seiner Sicht ist der Kriegsverbrechervergleich «zugegebenermassen bösartig» und eine massive Übertreibung. Allerdings seien (auch bösartige) Übertreibungen, Zuspitzungen und Vergleiche das Werkzeug eines Satirikers. Die Pointe habe sich klar auf einen weltberühmten Tennisspieler sowie auf verurteilte Kriegsverbrecher bezogen – nicht aber auf das Volk der Serben im Allgemeinen. Daher, so der Redaktionsleiter weiter, könne von Rassismus keine Rede sein.

Stammtisch-Kulisse

Da sich die Kritik aller Beanstandungen stets auf die Aussagen im Zusammenhang mit Novak Djokovic richtete, verfasste die Ombudsstelle einen einzelnen, zusammenfassenden Schlussbericht.

Das in «Quotenmänner» verwendete «A-Wort» sei ein am Stammtisch gebräuchliches Schimpfwort und die Sendung habe durch die lockere und ungezwungene Gesprächsführung Stammtischcharakter. Allerdings sei dies nur die formale Kulisse. Denn die Macher selbst bezeichnen das Format als «Satire-Talk». Diesem Anspruch werde die Verwendung des «A-Wortes» in keiner Weise gerecht, es wurde nicht satirisch zugespitzt, schlussfolgert die Ombudsstelle und betrachtet dies als Verstoss hinsichtlich der Menschenwürde gemäss Art. 4, Abs. 1.

Nachvollziehbare Kritik

Der Vergleich Djokovics mit Kriegsverbrechern ist nicht zulässig, findet die Ombudsstelle. Zwar sei nicht zu bestreiten, dass in Bezug auf das Wort «ranghoch» eine Parallele vorhanden sei, jedoch könne es nicht gut gehen, Kriegsverbrechen mit der Durchführung eines Tennisturniers trotz Corona gleichzusetzen. Diese beiden Themen seien schlicht zu weit voneinander entfernt. Auch wenn die Autoren Djokovic mit der Nennung von «Den Haag» nicht mit Verbrechern gleichsetzen wollten, stellten sie dennoch automatisch eine Verbindung zu Kriegsverbrechen her. Daher sei die Kritik der Beanstander nachvollziehbar. Die Ombudspersonen führen jedoch aus, dass durch diesen Vergleich keineswegs alle Serben als Verbrecher dargestellt worden sind, wie dies einige Beanstander empfunden haben.

In Bezug auf die Buchstabenspielerei mit dem Resultat «Nova Covid» kommt die Ombudsstelle zum Schluss, dass sich diese aufgrund der Absurdität in zulässiger Art und Weise über Verschwörungstheoretiker lustig mache.

Text: SRG.D/lh

Bild: Illustration Cleverclip

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