«Echo der Zeit» teilweise zu Recht kritisiert
Mehrere Beanstander stören sich an der im «Echo der Zeit» verwendeten Bezeichnung «Fans» für SVP-Parteimitglieder, die Trump unterstützen sowie an der Bezeichnung «populistisch» im Zusammenhang mit derselben Partei. Die Ombudsstelle differenziert.
Das «Echo der Zeit» vom 7. Januar 2021 beschäftigte sich im Beitrag «Schweizer Trump-Fans in Erklärungsnot» mit der Frage, ob Trump-Befürworter in der SVP nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington mit dem abgewählten US-Präsidenten brechen würden. Des weiteren äussert sich der Historiker und Populismusforscher Damir Skenderovic zu den Parallelen zwischen der Republikanischen Partei unter Trump und der SVP und zu möglichen Auswirkungen des Sturms auf das Kapitol für (populistische) Parteien weltweit.
Kritik an Begrifflichkeiten
Gegen diesen Beitrag gingen zwei Beanstandungen ein, die sich einerseits gegen verwendete Begrifflichkeiten richten und andererseits monieren, es sei einseitig berichtet worden. Zunächst stören sich die Beanstander daran, dass SVP-Parteimitglieder, die sich öffentlich für Trump stark gemacht haben, im Beitrag als «Trump-Fans» bezeichnet worden sind.
SRF habe mit Damir Skenderovic einen «einseitigen Polemiker» zu Wort kommen lassen. Dabei stösst sich ein Beanstander insbesondere an der Bezeichnung «rechtspopulistisch» im Zusammenhang mit der SVP. Ebenfalls unhaltbar findet der Beanstander die Aussage, dass Professor Skenderovic darauf hinweist, dass die Unterminierung der Demokratie eine mögliche Folge von populistischer Politik sei. Implizit werde hier wiederum die SVP als demokratiefeindlich bezeichnet.
Distanzierung ersichtlich
Im Beitrag werde mehr oder weniger deutlich, dass sich die zitierten SVP-Vertreter von den Gewalttaten in Washington vom 6. Januar abgrenzten. So distanziert sich Franz Grütter explizit («was jetzt passiert ist, kann jeder der im Herz Demokrat ist, nicht gutheissen.») und Roger Köppel zumindest implizit («Wenn der Rechtstaat gesprochen hat, dann musst du das irgendwann akzeptieren») von den gewalttätigen Ereignissen in Washington. Gleichzeitig zeige der Beitrag aber auch, dass die genannten Politiker Differenzierungen vornehmen. Zitiert wird beispielsweise Nationalrat und «Weltwoche»-Chefredakteur Roger Köppel: «bei allem Verständnis dafür, dass ein Präsident alle Rechtsmittel ausschöpft, um Möglichkeiten des Wahlbetrugs, Irregularitäten aufzudecken und die gab es in den Vereinigten Staaten, das ist unbestritten (...)».
Selbstkritische Redaktion
Für das Publikum – so die Redaktion – sei klar ersichtlich, dass es sich bei den Aussagen von Damir Skenderovic um eine Experteneinschätzung handle. Gleichzeitig gäbe es innerhalb des politikwissenschaftlichen Feldes verschiedene Meinungen bezüglich der Zuschreibung «rechtspopulistisch» im Zusammenhang mit der SVP. Verschiedene Exponent*innen verwenden den Begriff «rechtskonservativ». Die Redaktion gibt selbstkritisch zu bedenken, dass eine Differenzierung der Begrifflichkeiten korrekter gewesen wäre.
Die Redaktion kann nachvollziehen, dass der Begriff «Trump-Fan» im Kontext des Beitrags als herabsetzend empfunden wird. Gleichzeitig betont sie, dass die Verwendung des Begriffs nicht ehrverletzend sei. «Trump-Befürworter» wäre sicherlich passender gewesen. Es handle sich jedoch um einen Nebenaspekt der Berichterstattung und habe die Darstellung nicht beeinflusst. Die Redaktion kommt daher zum Schluss, dass das «Echo der Zeit» insgesamt sachgerecht berichtet habe.
«Persönliche Interpretation»
Insbesondere in Bezug auf die Vorwürfe im Zusammenhang mit den Aussagen von Damir Skenderovic spricht die Ombudsstelle in ihrer Beurteilung der Sendung von einer «persönlichen Interpretation» des Beanstanders. Skenderovics Aussage «Unterminierung der Demokratie» beziehe sich auf die Situation in den USA. Darüber hinaus sei es eine «mögliche Gefahr für andere Länder». Dies ist ein wesentlicher Unterschied zum Vorwurf, dass die SVP der Demokratie schade.
Nach Meinung der Ombudsstelle ist es nicht nötig, dass die SVP noch eine Stellungnahme machen könne. Die Haltung der zur Sprache gekommenen SVP-Politiker zum Ereignis am 6. Januar sei schliesslich klar ablehnend und damit auch eine indirekte Antwort an Skenderovic, denn es werde deutlich, dass sich die SVP von der Republikanischen Partei in den USA unterscheidet.
Partielle Unterstützung
Beim Begriff «Fan» unterstützt die Ombudsstelle die Kritik der Beanstander. «Fan sein» heisst schwärmen, sich leidenschaftlich – zum Teil bedingungslos - für etwas oder jemanden einsetzen; damit verbunden ist eine emotionale Beziehung und im Extremfall eine (geistige und/oder emotionale) Abhängigkeit. Die Sympathiekundgebungen gegenüber Donald Trump der im Beitrag zitierten SVP-Politiker sind davon doch weit entfernt. Gerade weil aber der Begriff «Trump-Fan» insbesondere in der Online-Fassung zu Beginn des Beitrags gleich mehrfach prominent verwendet werde, klinge er in der Wahrnehmung für den Rest des Beitrags entsprechend nach. Aus diesem Grund bezeichnet die Ombudsstelle die Verwendung des Begriffs «Fan» oder «Trump-Fan» in diesem Zusammenhang als nicht sachgerecht.
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