Das Publikum ist gefragt
Der Publikumsrat geht in die Offensive: Er will sich gegen aussen öffnen und die Zuschauer und Hörerinnen mehr miteinbeziehen, via Web und Social Media – oder auch mal im realen Leben.
Susanne Hasler kennt verschiedene Phasen des Publikumsrats. Vor ihrer Zeit sah sich das Gremium eher als Kontrollorgan, und die SRF- Journalisten waren oft in der Defensive. Heute stimmt die Chemie zwischen dem Rat und den Programmverantwortlichen besser. Nun folgt der nächste Schritt. «Wir wollen mehr mit dem SRF-Publikum kommunizieren und sichtbarer werden», sagt die Präsidentin des Publikumsrats. Susanne Hasler wird künftig stärker als Botschafterin des Publikumsrats auftreten und auf verschiedenen Kanälen präsent sein. Denn bisher fristete das Gremium sowohl in der Öffentlichkeit wie auch in der Online-Welt und den sozialen Medien ein Mauerblümchendasein. Das soll sich ändern.
«Wir wollen mehr mit dem SRF-Publikum kommunizieren und sichtbarer werden» - Susanne Hasler, Präsidentin des Publikumsrats
Susanne Hasler ist seit 2006 im Publikumsrat, seit 2017 dessen Präsidentin. Beim Interview auf der Piazza der SRF-Studios in Leutschenbach spricht Susi, wie sie hier alle nennen, ruhig, besonnen und überlegt. Die ehemalige Lehrerin aus dem Aargau formuliert klar, wirkt authentisch und nahbar. Eine gute Ausgangslage, um das Gremium zu repräsentieren. «Unsere Arbeit wird SRF-intern geschätzt und gewürdigt, gegen aussen werden wir aber kaum wahrgenommen», sagt sie. Man habe schon länger überlegt, wie man besser kommunizieren könne.
Bis anhin verschickte der Publikumsrat jeweils nach seinen Sitzungen eine Medienmitteilung, doch diese ging oft unter. «Der Publikumsrat hat sich unter seinem Wert verkauft», sagt Annina Keller. Sie, seit Sommer 2018 Leiterin der Geschäftsstelle SRG Deutschschweiz, brachte den Stein mit ins Rollen. Mit der neuen Kommunikationsstrategie für den Publikumsrat habe sie «offene Türen eingerannt», sagt Keller. Künftig wird es mehr Transparenz, mehr Interaktion und mehr Integration des Publikums geben, dies über verschiedene Online- und Social Media-Kanäle.
Ein Auszug aus den geplanten Neuerungen: Die Agenda und die Themen des Publikumsrats werden online zugänglich gemacht. Über die Debatte im Rat wird per Video berichtet, dabei sollen auch die kritischen Punkte der internen Diskussion aufgezeigt werden (siehe Kasten). Welche Sendungen der Rat beurteilen soll, darüber können die Zuschauer punktuell per Voting mitbestimmen. Und die Teilnahme geht noch weiter: Von den Personen, die am Voting teilnehmen, kann eine dann an der Ratssitzung mit dabei sein und die Diskussion mitverfolgen.
Im März beobachtete der Publikumsrat die Sendung «Ich kann das besser» von SRF. SRG Insider sprach mit Susanne Hasler und den Machern:
Gegen aussen soll Präsidentin Susanne Hasler stärker als Botschafterin auftreten, die an der Mediendebatte teilnimmt und sich öffentlich äussert. «Die SRG und der Service public liegen mir am Herzen», sagt Hasler. Beim Interview auf der Piazza grüsst sie eine SRF-Mitarbeiterin, mit der sie ein paar Worte wechselt. Eine Zufallsbekanntschaft – zu den SRF-Journalistinnen und -Journalisten habe sie generell ein freundschaftliches, aber distanziertes Verhältnis. Sie sieht sich nicht als Teil von SRF, sondern als Vertreterin der Zivilgesellschaft im Verein SRG. «Unsere Aufgabe ist es, im Namen des Publikums mit den Programmverantwortlichen von SRF einen Diskurs über ihr Angebot zu führen.» Nun wird diese Diskussion ausgeweitet, um das Publikum stärker mit einzubeziehen. Dies begrüssen auch andere Mitglieder des Publikumsrats, wie etwa Muriel Zeiter, die mit ihren 34 Jahren zu einer jüngeren Generation gehört: «Ich finde die Öffnung gut. Zeigen, was man macht, ist im Trend und verschafft dem Publikumsrat in der Öffentlichkeit mehr Anerkennung.»
«Die SRG und der Service public liegen mir am Herzen» - Susanne Hasler, Präsidentin des Publikumsrats
Auf ihre neuen Aufgaben als Publikumsrats-Repräsentantin freut sich Hasler, sie hat aber auch Respekt. «Ich habe bisher wenig Kameraerfahrung und gehöre zu einer Generation, die sich nicht selbstverständlich per Video äussert.» Und schmunzelnd fügt sie an: «Vielleicht muss ich diesbezüglich meinen Perfektionismus etwas ablegen.» Doch sie betont, die Arbeit des Publikumsrats ändere sich nicht grundsätzlich. «Wir werden als Publikumsvertreter den SRF-Journalisten weiterhin ein strukturiertes, differenziertes Feedback geben.»
Das Gremium
Der Publikumsrat begleitet die Programmarbeit und Programmentwicklung von Schweizer Radio und Fernsehen SRF mit Feststellungen und Vorschlägen. Die 26 Mitglieder des Publikumsrats repräsentieren verschiedene Bevölkerungsgruppen und gesellschaftliche Interessen in der Schweiz (je eine Person stammt aus den Bereichen Medien, Bildung, Kultur, Technik, Wissenschaft, Sport, Wirtschaft, Gewerkschaften und beider Landeskirchen).
Weitere Infos.
Im Bild (von hinten links): Stefania Stefanelli, Muriel Zeiter, Marianne Noser, Roberto Colonello, Roger Thuor, Peter Spring, Fausi Marti, Cornelia Diethelm, Donika Dragaj, Thomas Merz, Kathy Gerber, Lucrezia Berther, Susanne Hasler, Jürg Seiberth, Hildegard Jutz, Nina Scheu, Emil Mahnig, Stephan Z’Graggen. Nicht im Bild: Alice Hüsler-Oberli, Charles Martig, Martin Peier, Martina Stüssi, Stefan Wild, Simon Zogg.
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